Geld denkt nicht - wie wir in Gelddingen einen klaren Kopf behalten by Hanno Beck

Geld denkt nicht - wie wir in Gelddingen einen klaren Kopf behalten by Hanno Beck

Autor:Hanno Beck [Beck, Hanno]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Carl Hanser Verlag
veröffentlicht: 2013-11-28T23:00:00+00:00


7 ICH WILL SO BLEIBEN, WIE ICH BIN

Ein Zögerer schlägt Hannibal

Der römische Feldherr Quintus Fabius Maximus Verrucosus war, so könnte man meinen, kein Mann der Tat: Im Zweiten Punischen Krieg mit Hannibal konfrontiert, vermied er den offenen Kampf, beobachtete mit seinem einsatzbereiten Heer aus sicherer Entfernung Hannibals Truppen und lauerte auf Gelegenheiten, die Schwächen des Feindes auszunutzen. Fabius wandte das an, was man heute als Partisanentaktik bezeichnet, er wich dem offenen Kampf aus. Er musste viel Kritik für diese Strategie einstecken, zumal Hannibal als Antwort durch Italien zog und verbrannte Erde hinterließ, und zu allem Übel nur die Landgüter von Fabius verschonte. Doch mit der Zeit zeigte sich, dass die Idee, Hannibal durch diese Hinhaltetaktik und Störmanöver zu zermürben, recht erfolgreich war – Fabius wurde in Rom als der »Zögerer« – »cunctator« – gefeiert. Dieser Beiname war seitdem sein Ehrentitel.

Den wenigsten Menschen ist es vergönnt, durch Nichtstun erfolgreich zu sein, durch Zögern Weltreiche zu retten – zumeist kostet uns unsere Neigung, zu lange abzuwarten, viel Geld, oft ist unsere Entscheidungsapathie eine bisweilen sogar gefährliche Sache. In diesem Kapitel sprechen wir über unsere Unfähigkeit, zu entscheiden und Dinge zu ändern, und darüber, dass wir zu rasch der Idee des Eigentums verfallen.

Das letztere Problem, die Liebe zum Eigentum, hat jeder schon einmal am eigenen Leib erfahren: Vor ein paar Jahren bot mir ein Freund eine teure Gitarre zum Verkauf an – eigentlich hatte ich nicht vor, ein Instrument zu kaufen. Doch der Freund bot mir an, das gute Stück mit nach Hause zu nehmen, es auszuprobieren – ich könne sie ja jederzeit zurückbringen, das sei ja alles unverbindlich. Sie ahnen, was passiert ist: Die Gitarre fand nie den Weg zurück zu ihrem Besitzer, stattdessen gab ich eine Menge Geld für ein Instrument aus, das ich eigentlich nicht kaufen wollte.

»Eigentumseffekt« nennen Fachleute dieses Phänomen, dass wir Dingen verfallen, die in unserem Besitz sind. Und das geht rascher, als man denkt, wie ein bemerkenswertes Experiment zeigt. Durchgeführt wurde dieses Experiment von Jack Knetsch an der Simon Fraser University in Kanada. Knetsch ließ Studenten einen langweiligen Fragebogen ausfüllen und schenkte ihnen zum Dank für ihre Mühen einen Kaffeebecher mit Universitätslogo. Anschließend bot Knetsch den Studenten an, dass sie den Krug auch gegen einen Schokoriegel eintauschen könnten, aber das wollte die Mehrheit nicht: Rund 90 Prozent der Studenten behielten lieber den Kaffeekrug. Dann führte Knetsch den gleichen Versuch noch einmal durch, nur dass er den Studenten jetzt einen Schokoriegel schenkte und ihnen anschließend anbot, diesen in einen Krug umzutauschen. Und auch dieses Mal entschieden sich fast 90 Prozent der Versuchspersonen – aber für den Schokoriegel. Einer dritten Gruppe von Studenten ließ Knetsch die freie Wahl zwischen einem Schokoriegel und einem Krug, und jetzt war das Ergebnis ein anderes: Rund 56 Prozent der Studenten wollten den Krug, 44 Prozent den Schokoriegel.

Das Ergebnis ist bemerkenswert: Schenkt man den Studenten den Krug, so wollen sie ihn nicht eintauschen gegen einen Schokoriegel, schenkt man ihnen einen Schokoriegel, so wollen sie ihn nicht in einen Krug umtauschen, und lässt man ihnen



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